In den letzten Jahren sind an Europas Außengrenzen sukzes-
sive (Haft-)Lager errichtet worden, in denen Menschen auf der Flucht untergebracht werden. Spätestens seit dem Beschluss
des „New Pact on Migration and Asylum“ durch die Europäische Kommission im Dezember 2023 gewinnen diese Lager zunehmend an politischer Bedeutung und sind maßgebliches Werkzeug im „Gemeinsamen Europäischen Asylsystem“ geworden. Mit dem Zuwachs dieser politischen Bedeutung erfahren sie auch eine räumliche Präzisierung. Sogenannte „Close Controlled Access Center“ (CCAC) sollen als Musteranlagen gelten, stehen aber gleichzeitig in scharfer Kritik. Akteur*innen aus den Bereichen der Rechts- und Politikwissenschaften, aber auch Menschen- rechtsorganisationen und NGOs weisen immer wieder auf substanzielle Probleme und Rechtsverletzungen hin. Unterre- präsentiert in diesen Diskursen ist dabei eine kritische Haltung aus der Disziplin der Architektur, die immerhin in die konkret physische Umsetzung der Lager involviert ist. Ausgehend von den CCACs sucht das Seminar also nach architektonischen Zugängen zum „camp type space“. Und wir fragen: Hat sich mit diesen (Haft)-Lagern an den Außengrenzen die erste genuin europäische Architekturtypologie herausgebildet?
Auf der Suche nach Antworten sollen typologische und materielle Fragen, historische Zeugnisse von (Haft)-Lagern, kulturwissen- schaftliche Untersuchung zur Ordnung vulnerabler Körper durch Raum und Theorien zur Verschränkungen von gouvernementaler Exekutive und Architektur genauso Berücksichtigung finden wie die Erzählungen und Strategien derjenigen Menschen, die in den Lagern leben.